Kulturschock mal anders

Ich dachte immer, daß es hier drüben alles gibt. Und dann auch noch größer und billiger. Heute wurde ich eines Besseren belehrt als mich die liebe Verwandtschaft beim mischen einer Orangensaftschorle erwischt hat.

Schon meine Frage nach Wasser mit Kohlensäure (jep, so einer bin ich) sorgte für Falten auf den Texanischen Stirnen und engstehende Augenbrauen, begleitet von der Frage, ob ich davon nicht die ganze Zeit furzen müsse. „Not if you burp right afterwards“, lautete mein Tip. Als ich dann allerdings besagtes Fartwater zum verlängern von O-Saft benutzte hörte ich Kinn-auf-Kachel.

„Geht auch gut mit Apfelsaft und selbst Coca Cola vertreibt das mit eigener Marke in Deutschland“, sprach der Santos und erntet ungläubiges Kopfschütteln. Prost, verehrte Mitdeutsche! Germans…

Kulinarisches

Das Frühstück ist angeblich die wichtigste Mahlzeit des Tages. Es sollte bekömmlich und leicht sein, aber dennoch genug Energie beinhalten, um einen kraftvollen Start in den Tag zu ermöglichen.

Um genau dies zu gewährleisten, hat sich Mr. Santos‘ Tante nicht lumpen lassen und ihm eine Fülle von gesunden und nahrhaften Köstlichkeiten im Kühlschrank zur Verfügung gestellt. Natürlich hat Herr Santos es geschafft, sämtliches Wholefood in der Kühleinheit zu filtern und exakt die Zutaten zu extrahieren, die seiner Meinung nach zu einem amerikanischen Frühstück gehören.

Die Trauben habe ich natürlich nach der Aufnahme dieses Bildes fachgerecht entsorgt und den O-Saft durch Rootbeer ersetzt.

Um mein Gewissen dennoch etwas zu beruhigen und auf den Zug derer aufzuspringen, die im etwas anderen Restaurant ein Maxi Menü bestellen, als Softdrink allerdings eine Cola Light hinzuordern, habe ich statt Butter ein Produkt gewählt, das meine Aufmerksamkeit gleich nach Öffnen des Kühlschranks auf sich zog…

Angekommen

WOW!

 

16 Stunden Flug sind mal richtig scheiße. Besonders dann, wenn die Reihe vor mir zwei Frauen, 50+, mit „Sex and the City“ Reiseführern sitzen (KEIN SCHEIß!), die, sofort nachdem sie sich gesetzt hatten, ihre Sitze bis zum Anschlag nach hinten kippen. So verbrachte ich die 9 Stunden bis Newark (nähe New York, wo meine Frontalnachbarinnen ihrer Lektüre nach wohl auf den Pfaden Ihrer Heldinnen wandern wollen) in einer orthopädisch bedenklichen Position, weil meine Größe ein normales Sitzen unmöglich macht.

Egal. Zu Mittag gibt es „Chicken or Beef“, serviert von Cheryl or und José, die nicht müde werden zu beteuern, wie dankbar man doch sei, daß wir uns alle für Continental Airlines entschieden haben. You´re welcome!

In Newark wartet erst einmal eine Riesenschlange auf mich. Etwa 20 Schalter mit Customs and Border Protection Officers (CBPO) stehen bereit, um Terroristen zu filtern. Auf Fernsehern werden Videos mit dem korrekten Verhalten in der Schlange und gegenüber den CBP-Officers sowie deren Befugnisse gezeigt. Leicht zu merken, denn die dürfen alles…

Geht aber dann doch alles recht fix. „NEXT!“ „What is the purpose of your visit?“ „How long are you going to stay?“ „Place your fingers on the green light. OK, and now your thumb. Thank you. Same for the right hand now. Thank you. Please look straight ino the camera. OK, thank you, that´s it. Have a nice stay in the US.“

Weiter zum Gate C75, denn dort startet der Flug nach Austin. Hmmm, noch 2 Stunden. Lesen, Musik hören, die ersten Dollars am Flughafen ausgeben. Mist, gibt man am Flughafen Trinkgeld? Scheiß drauf, seh dich eh nie wieder. Vitamin Water, zero calories, no fat. Mjam, no taste! Naja fast, man schmeckt den Zuckerersatz raus, lecker.

Dann eine Ansage: „Ladies and Gentlemen, flight xxxx to Denver is now ready for boarding…“. Denver? Hab ich das richtige Gate? C75, is richtig, aber da steht Denver. Nur noch 20 Minuten bis Abflug. Ab zum „Departures“ Monitor. Such such such, ahhh Gate geändert, nix gesagt, super, C121 ganz am anderen Ende des Flughafens. Lauf, Santos, lauf. Da isses, C121! Wieso Houston? Fuck, kein Monitor da. Wer kann helfen? Da! Jemand mit Namensschild, der muss es wissen: „Excuse me..“ Herr Namensschild fragt freundlicherweise per Funk einen Kollegen. „That´s gate C127, but you can also check that on the Departure monitors.“ Hahahaha, funny -.- Also, C127, wieder keine Ansage, was ein Service. Wieder laufen. Da vorne, ich seh es. Jaaaaa, Austin, endlich.

Jetzt sind es nur noch 4,5 Stunden bis zum Ziel. Jeder hat nen tollen Monitor im Sitz. Oh nice, ESPN läuft, Football. Wofür ist wohl der Schlitz neben dem Bildschirm? „Your free trial of DirecTV has expired, insert your credit card now for the best in-flight entertainment with over 200 programs, movies…“ Meinem Sitznachbarn, der erste wirklich dicke Amerikaner, den ich hier sehe (hat sich zwei Sitze gekauft, weshalb wir nur zu zweit in der 3er Reihe sitzen), fällt mein enttäuschter Blick auf. „Welcome to the US“, sagt er grinsend. Sympathisch, denk ich mir, wir kommen in´s Gespräch und so vergehen die Stunden bis Austin wie im Flug hahahahahahaha get it? hahahaha-.-

Landung in Austin

Zum Vergleich hier noch Hamburg beim Abflug…