Halloween in der 6th Street

Am 31. war es soweit. Halloween in der famosen 6th Street von Austin.

Allerdings kam die erste Ernüchterung gleich am Anfang, denn der 31. war ein Montag und somit nicht so viel los, wie es einem Freitag oder Samstag der Fall gewesen wäre. Der zweite Streich folgt so gleich, denn um dem vermuteten Verkehr zu entgehen parken wir etwas weiter entfernt und wollen den Bus zur 6th nehmen. Leider ist der ÖPNV hier nicht so ausgebaut wie bei uns daheim, was sich in einer peinlich niedrigen Abfahrtskadenz niederschlägt. Richtig scheiße wird’s, wenn ein Bus ausfällt und so stehen wir uns zusammen mit ein paar anderen Halloweenwilligen eine geschlagene Stunde die Beine in den Bauch.

Um 20 Uhr gab es einen Umzug, mit viel Tamtam, Kostümen und Bands. Gut, daß wir um 21:30 schießlich in der 6th Street stehen. Wäre bestimmt eh viel zu laut gewesen…

Egal, beim nächsten Besuch klappt’s. Dafür ist um diese Uhrzeit der Alkoholpegel schon beträchtlich und so findet Herr Santos reichlich Volk, daß regelrecht darauf wartet fotografiert zu werden. Überall sind sie am posieren für die beträchtliche Anzahl an Fotografen, die mir die besten Positionen streitig machen und die Freaks möglichst Mustergültig vor die Linse zu bekommen. Gut, daß Herr Santos groß und robust gebaut ist, denn so hat er wenig Schwiereigkeiten den ganzen Pöbel zur Seite zu schieben!

Als erstes komme ich an einer Bar vorbei, wo die Fenster plötzlich aufgestoßen werden und zwei Emos, mit Instrumenten bewaffnet, bedrohen mich mit ihrem Make-Up. Diese Taktik scheint allerdings sehr erfolgreich, denn zuvor leere Bar füllt sich rasch mit geneigten Hörern.

Geschockt flüchte ich mich in die Massen. Doch ich vergesse zu schnell, daß diese Nacht von Terror und Grauen bestimmt wird, und so sehe ich mich, kaum daß ich mich der geschminkten Horden abneigte, schon bald einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Ähnlich großzügig in der Körperbemalung, doch der Horror findet hier auf einer viel subtileren Ebene statt…

Gabs da nicht eigentlich noch einen in grün? Woscht! Weiter gehts auf der Suche nach dankbaren Mugshot Opfern. Und ich werde rasch fündig. Ich bin nicht sicher, was das sein soll, aber ich entschied mich im Nachhinein für eine Mischung aus Wolverine und dem Wolpertinger.

Der folgende Kandidat wäre mir galatt entgangen, wenn meine Tante nicht plötzlich aufgeschrien hätte, als der sympathische Herr neben auftauchte. Freundlicherweise posierte er für mich.

Das nächste Foto entstand unter erschwerten Bedingungen. Eigenlich wollte ich nur den Gold Sido und seine Kameraden ablichten, als sich unverhofft die Ninja Göre in de Mitte, das Häschen zur Rechten und der offensichtlich gestörte Mann zur Linken ins Bild schoben. Ich fand die Posen allerdings so gelungen, daß ich mich gezwungen sah, den Auslöser zu betätigen!

Wer Herrn Santos kennt, weiß daß dieser viele Makel hat. Kleinwuchs zählt allerdings mit Sicherheit nicht dazu. Es kommt nicht häufig vor, daß ich zu meinen Gesprächspartnern aufblicken muss. Noch seltener passiert dies, wenn es sich dabei um eine Frau handelt. Es gibt allerdings Ausnahmen. Eine gewalige Ausnahme stellte die Dame auf dem folgenden Bild dar. Diese war geschätzte 2,15 groß und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr ins Gesicht zu schauen. Allerdings muss ich eingestehen, daß ich meinen Kopf recht wenig bewegt habe. Und wenn doch dann eher mit Neigung nach unten, denn die Dame hat wirklich sehr lange und attraktive Beine. Das scheint dem Herren im Hintergrund auch aufgefallen zu sein 🙂

Was der folgende Herr zu sich genommen hatte um in Stimmung zu kommen, war recht offensichtlich…

Fast schon versteckt und einsam am Rande saß dieser Herr auf seinem Motorrad, daß er in sein Kostüm integriert hat. Das ist ihm auch sehr gut gelungen.

Auffällig war die Anzahl an Hispanics, die sich in der 6th eingefunden hatten. Das ganze glich streckenweise eher einem full scale Dia des los Muertos. Einige Hombres hatten sich erst gar nicht verkleidet, andere hingegen haben offensichtlich einige Zeit vor dem Spiegel verbracht.

Der Herr auf dem folgenden Bild hatte sehr viel Geduld mit mir, denn wir brauchten 4 Anläufe, um sein Gesicht auf den Chip meiner Kamera zu bannen. Take 1: irgend ne Hippe latscht durchs Bild. Take 2: Blitz zündet nicht. Take 3: siehe Take 1. Der Herr im Hintegrund kann das ganze auch kaum fassen…

Diese beiden hatten ihre Kostüme aufeinander abgestimmt und scheinbar auch ein paar Posen einstudiert. Hat sich aber gelohnt.

Das letzte Foto poste ich eigentlich nur, weil mir der Gesichtsausdruck des Herren äußerst rechts so unglaublich gut gefallen hat. So eine feine Mischung aus herablassender Verschmitztheit und wissender Selbstironie…

So, gibt zwar mehr Bilder und ich hätte noch weitaus mehr schießen können, aber ich brauche ja auch ein wenig Zeit, um das selbst zu genießen und betrunken zu werden. Happy Halloween!

Ein grünes Paradies mitten im trockenen Texas

Es regnet selten in Texas. Zu Zeit allerdings so selten, daß viele Bauern um ihre Existenz fürchten müssen. Um genau zu sein ist hier seit neun Monaten kein einziger Tropfen Regen gefallen. Merken tut man das daran, daß die Zeitungen Bewässerungszeiten für einzelne Straßen veröffentlichen. Wer sich nicht dran hält, zahlt viel Strafe. Soll heißen, wer öfter als einmal die Woche den Rasen bewässert, bekommt ne finanzielle Klatsche verpasst.

Mag daran liegen, daß viele der Häuser unbedingt „ausländischen“ Rasen haben pflanzen lassen, da das Aussehen der Halme des heimischen Grases als nicht so hübsch empfunden wird. Kacke ist natürlich, wenn das Importgras 400% mehr Wasser braucht um hübscher zu sein als das Heimische.

Kaum zu glauben, daß es also noch Orte gibt, die von dieser Trockenheit nicht betroffen zu sein scheinen. Ein nah gelegener Nationalpark ist einer dieser Orte.

Einige mehr oder weniger schwer begehbare Pfade schlängeln sich durch recht dicht bewachsene Hügel und führen Herrn Santos schließlich zu einem magischen Ort, der als Kulisse für Filme herhalten könnte. Gut das die Kamera dabei ist, denn ich kam aus dem Staunen kaum mehr raus. Die Bilder sprechen für sich. Seht, staunt und beneidet 😛

Über diese kleine Brücke geht es gen natürlicher Poolarea, die auch zum Baden freigegeben ist.

Allerdings haben wir Glück und sind früh genug da, um keine Menschenseele anzutreffen. Ein gewundener Gang führt ringsum den Poolbereich…

…und gibt schließlich den Blick auf denselben frei.

Und dann wird’s cineastisch!

Und ja, das ist wirklich in Texas!

Fast Food Test – Heute: Wendy’s

Um die fleischige Dreifaltigkeit aus Pulp Fiction zu vervollständigen, zog es Herrn Santos neulich Mittag gen Wendy’s.

Ich erstand zum Preis von 6.52$ eine Wendy Combo, bestehend aus einem Burger, Pommes und Softdrink. Diesmal zum Mitnehmen, denn die Zeit drängt gen Ausreise und ich habe noch einiges zu tun. Also keine Muße, um wertvolle Sekunden amerikanischer Freiheit in Burgerketten abzusitzen…

Herr Santos hatte neulich beim Laufen in der (natürlich überdimensionierten) Pumperia einen Spot der Kette im Fernsehen erspäht. Da erzählt die Erbin der Wendy’s Kette stolz über die Familiengeschichte und das alles totoal frisch sei und überhaupt gesund und amerikanisch und patriotisch und das es ihr selbst total gut schmeckt. Letzteres glaube ich ihr sofort, den die sie filmende Kamera hat merkliche Schwierigkeiten, trotz Superweitwinkel und Totale, ihre gesamte Pracht auf die Leinwand zu bannen.

Family Style also. Das kommt hier drüben sowieso recht gut an, den die Amis legen scheinbar sehr viel wert auf Familie. Das erklärt auch das Logo, auf dem ein freundliches, pausbackiges Mädchen lächelnd die Erzeugnisse des Traditionsbetriebs anpreist.

Das Mädchen scheint zudem ein Traktorführerschein zu besitzen und unter Zuhilfenahme desselbigen sämtliche Kartoffeln persönlich durch die Saline zu ziehen bevor sie dann zu Pommes zerschreddert werden. Denn diese sind so großzügig gesalzen, daß ich damit New Orleans nach dem Hurricane hätte trockenlegen können. DAS hätten die mal tun sollen, aber auf sowas kommen die hier nicht. Da muss erst deutscher Ingenieursverstand her…

Jedenfalls zieht sich mein Mund nach Einführen des ersten Kartoffelstreifens so faltig zusammen, daß ich ein paar Sekunden lang aussehe wie Cher.

In den Müll kann ich das Zeug auch schlecht werfen und ich bezweifle, daß es dafür Sammelstellen gibt. Bleibt nur verbrennen.

Ich trinke den gesamten Softdrink (Dr. Pepper, was sonst!?) zur Moderation hinterher und hoffe damit den schlimmsten Verheerungen in meinem Magen vorzubeugen.

Purple Heart verdächtig ist der Mut, den ich aufbringe, den Burger zu probieren: der schmeckt nach wenig. Etwas trocken und leicht salzig, aber das wundert mich nicht. Trotzdem schade, denn mit dieser Geschmacksverfälschung kann ich recht wenig über die Eigenschaften des Burgers berichten.

Somit fällt das Urteil recht einfach aus: Softdrink kann hier zwischen Leben und Tod entscheiden, unbedingt mitnehmen. Burger: keine Ahnung, da Pommes…

Es bleibt allerdings folgendes anzumerken: ich glaube das Foto der Wendy’s Filiale ist eines der ganz wenigen meiner bisherigen Bilder, auf denen Wolken zu sehen sind. Überhaupt ist es frisch geworden, selten über 30 Grad 😛